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Bioabfallsammlung: landesweite Probleme mit Fehlwürfen



Eigentlich lehrt es die Müllhexe Rosalie bereits im Kindergarten: Bioabfall gehört auf den Komposthaufen und für solche die keinen Garten haben, gibt´s die braune Biomülltonne! So weit so klar. Doch die Steirische Restmüll-Analyse 2013 zeigt, dass 23kg Bioabfall/EW und Jahr fälschlicherweise im Restmüll mitgesammelt werden. 

Und das kostet Bares: So hat das Land Steiermark im Rahmen einer umfassenden Kostenabfrage ermittelt, dass die Behandlung von Restmüll in Summe rund 100€/t mehr kostet, als jene von Biomüll. Eigentlich klar, kennt man den Verwertungsweg. Müssen Restabfälle teils thermisch verwertet und Rückstände deponiert werden, so geht Biomüll in die Biogaserzeugung und/oder Kompostierung und am Ende stehen wertvolle Produkte wie landesweit 65.000m³ Kompost als Output einer leider zusehends mühseliger werdenden Arbeit. Denn gerade in Biotonnen von Mehrparteienhäusern finden sich jede Menge Verunreinigungen wie Plastik, Glas und Metall, was die nachfolgende Kompostierung zusehends verteuert, denn was einst achtlos eingeworfen wurde, muss nun mühevoll händisch ausgeklaubt werden. Tonne GRAU ist deutlich teurer als Tonne BRAUN, so sind es landesweit zusätzliche 3 Millionen Euro, die wir Steirerinnen und Steirer uns das Einwerfen in die falsche Tonne kosten lassen. Ganz zu schweigen davon, dass Bioabfall als wertvoller Rohstoff für 73 steirische Kompostierbetriebe und als Gartenerde für 1000e Gartenbesitzer auf diese Weise verloren geht. 

In der Detailbetrachtung der Restmüll-Analyse zeigt sich sogar, dass in angeschlossenen Gebieten MIT BIOTONNE der Anteil der Fehlwürfe deutlich höher ist (33,3kg/EW*a) als in Gebieten mit Hausgartenkompostierung. Somit könnte es der Anonymität in Mehrparteienhäusern geschuldet sein, dass großzügig vermischt, wer sich weder zuständig noch verantwortlich fühlt. 

Neben Nachlässigkeit ist es aber vor allem Verwirrung beim Konsumenten, der vermeintlich kompostierbare Plastiksäcke aus dem Lebensmittelhandel bezieht. Biologisch abbaubar ist nicht gleichbedeutend mit kompostierbar und selbst Kunststoff-Tragetaschen auf Mais- und Kartoffelstärkebasis brauchen teils 1-2 Jahre um vollständig abgebaut und zu Kompost umgewandelt zu werden. Nur dünnwandige Biokübel-Einstecksäcke aus Maisstärke wären problemlos kompostierbar. Die Praxis zeigt leider, dass eine hohe Vermischung mit normalen Plastiksäcken Usus ist (bis zu 6% Verunreinigung bezogen auf die Gesamtmenge Biomüll) und somit alles aussortiert werden muss, was nach Plastik aussieht. Denn für eine Sortierung in „gute“ und „schlechte“ Kunststoffsäcke hat wohl kaum ein Kompostierer Zeit. 

Darum werden sich das Land Steiermark, die Steirischen Abfallwirtschaftsverbände, viele steirische Entsorgungsbetriebe und die Arge Kompost und Biogas als Vertreter der Kompostierer in einer gemeinsamen Aktion in den nächsten Wochen und Monaten gezielt darum bemühen, dass Bioabfall wieder plastikfrei wird. Öffentlichkeitsarbeit auf allen Schienen und möglichst nahe beim Bürger: Wundern Sie sich darum nicht, wenn auf Ihrer Biotonne plötzlich ein Symbol mit durchgestrichenem Plastiksack klebt. So soll nicht nur der Aufkleber auf der Biotonne, sondern auch das Wissen um eine gewissenhafte Getrenntsammlung möglichst lange „haften“ bleiben. Damit die Steiermark als Grünes Herz Österreichs auch immer ein solches bleiben möge!